Implantat-Typen

Einteiliges Implantat Dr. Tilman Groß
Einteiliges Implantat - Quelle: Dentsply Sirona

Einteilige Implantate

Heute werden nahezu ausschließlich Schraubenimplantate verwendet, welche mit ihrem Gewinde in den Kieferknochen eingeschraubt werden. Das Design der Implantate unterscheidet sich zum Beispiel darin, ob sie ein- oder zweiteilig sind oder in der Art des Gewindes.
Diese Schraubenimplantate gibt es in den unterschiedlichsten Designs, vielen Größen und aus den Materialien Titan, keramikbeschichtetem Titan und Keramik- bzw. Zirkondioxid.
Es gibt Implantate in Längen von 5-18 mm und Durchmessern von 1,8-6,5 mm. Bei Implantaten mit einer Länge von unter 8 mm spricht man von ultrakurzen Implantaten, unter 3 mm von sogenannten Mini-Implantaten.

Zweiteiliges Implantat Dr. Tilman Groß
Zweiteilige Implantate - Quelle: Dentsply Sirona

Zweiteilige Implantate

Wenn es die Knochendicke erlaubt, ist es sinnvoll, möglichst groß dimen­sionierte und dadurch stabile Implan­tate zu verwenden. Doch mit zunehmen­dem Lebens­alter und langem Warten nach dem Entfernen von Zähnen atrophiert (schrumpft) der Kiefer­knochen und die Voraus­setzungen für eine einfache Implantation werden schlechter bzw. es ist ohne Knochen­auf­bau­maß­nahmen nur möglich, kleinere Implantate zu setzen. Oftmals sind sogar Maßnahmen des operativen Knochen­aufbaues Voraussetzung, um überhaupt implantieren zu können. Daher ist es sehr sinnvoll, sich schon vor dem Entfernen von Zähnen gemeinsam mit dem Zahnarzt Gedanken über die angestrebte Form des Zahn­ersatzes zu machen und ggf. Maß­nahmen zu ergreifen, die die unumgängliche Atrophie des Kiefer­knochens nach der Zahn­entfernung minimieren.

Im Bild zweiteilige Implantate ohne (links) und mit Aufbau (rechts), der aus dem Zahnfleisch herausschaut, auf dem der Zahnersatz befestigt wird.

Titan-Implantat Dr. Tilman Groß
Titanimplantate - Quelle: Dentsply Sirona

Implantate aus Titan

Das mit Abstand meistverwendete Material ist Titan. Hierzu liegen Er­fahrungen und Studien seit über 50 Jahren vor. Im Jahre 1965 wurden von Per-Ingvar Brånemark in Göteborg dem schwe­dischen Taxifahrer Gösta Larsson die ersten Titan­implantate eingesetzt, die er für den Rest seines Lebens behielt. Larsson wurde mit einem de­formierten Kiefer geboren. Auf vier Titan-Implantaten, die ihm eingepflanzt wurden, konnte Zahn­ersatz aufgebaut werden, worauf er zum ersten Mal in seinem Leben normal essen und sprechen konnte. Seine Implantate waren bis zu seinem Tod über 40 Jahre problem­los in seinem Kiefer verblieben.
Titan ist bio­kompatibel und belastungss­tabil. Frakturen von Titan­implantaten sind sehr selten. Echte Allergien gegen Titan gibt es fast keine, sehr seltene Unver­träglichkeiten äußern sich in chronischen Ent­zündungen zirkulär um Implantate. Menschen mit vielen Allergien oder Un­verträg­lichkeiten stehen zur vor­herigen Abklärung verschiedene Labortests zur Verfügung, um die Ver­träglichkeit vor einer Implantation zu eruieren.

Im Bild sieht man Implantate aus Titan mit verschraubten Keramikkronen zum Ersatz dreier Seitenzähne.

Keramikimplantat - Dr. Groß
Keramikimplantat - Quelle:

Implantate aus Keramik

Das erste Keramikimplantat wurde 1976 in Tübingen entwickelt. Sehr viele Frakturen und hohe Misserfolgsquoten aus verschiedenen Gründen waren hierbei zu verzeichnen. Seit etwa 15 Jahren erlebt das Keramikimplantat aufgrund der Herstellung aus Zirkondioxid ein Revival. Insbesondere im Frontzahnbereich bei dünner Schleimhaut hat dieses Material kosmetische Vorteile. Dem gegenüber stehen nach wie vor erhöhte Frakturraten und andere Komplikationen, die es bei Titan nicht gibt. Der oft vermutete Vorteil einer besseren biologischen Verträglichkeit von Zirkonoxid scheint sich nicht zu bestätigen.

Keramikbeschichtetes Titanimplantat
Keramikbeschichtetes Titanimplantat - Quelle:

Keramikbeschichtetes Titanimplantat

Das „Beste aus zwei Welten“ scheint nach derzeitigem Stand ein keramik­beschichtetes Titanimplantat zu sein. Eine Cerid-Beschichtung im knöchernen Teil und eine Niob-Beschichtung auf dem Implantataufbau, der durch das Zahnfleisch reicht. Cerid und Niob sind Spezialkeramiken, die die höchste chemische Beständigkeit aller medizinisch verwendeten Materialien haben - eine Titankorrosion, wie sie im sauren Milieu entzündeter Gewebe auftreten kann, ist damit praktisch ausgeschlossen. Der Bio­kompatibilitäts­index der Zirkonoxid-Oberfläche beträgt 1, das heißt, die an der Ober­fläche adsorbierten Proteine behalten 100 % ihrer biochemischen Beschaffenheit bei. Auch bei Patienten mit Titan-Hyper­sensibilität sind die Beschich­tungen damit bedenkenlos anwendbar (Quelle PIP).
Da dieser Implantattyp erst 2020 auf den Markt gekommen ist, fehlen allerdings noch Ergebnisse von Langzeitstudien.

Mini-Implantate 1 Dr. Groß
Quelle: condent GmbH

Mini-Implantate

Mini-Implantate unterscheiden sich nicht nur im reduzierten Durchmesser der Implantate, sondern auch in dem in der Regel minimalinvasiven Einbringen dieser. Hierfür wird das Zahnfleisch nicht aufgeschnitten, und es sind nur sehr kleine Bohrungen notwendig. Die Behandlungsdauer beträgt für das In­serie­ren der Im­plantate nur wenige Minuten. Daher gibt es nach dem Ein­bringen von Mini-Implantaten in aller Regel auch nur minimale post­operative Be­schwer­den. Im Unterkiefer entfällt häufig die monate­lange Wartezeit auf das Einheilen der Mini-Implantate. In der Regel ist hier eine Sofort­versorgung mög­lich: Prothesen können in der gleichen Sitzung an den Im­plantaten fixiert werden.
Im Oberkiefer muss aufgrund des weicheren Knochens eine Ein­heilphase von 4-6 Monaten abgewartet werden, bis die Implantate fest genug sind, um Prothesen oder anderem Zahnersatz Halt zu bieten.

Mini-Implantate 2 Dr. Groß
Quelle: condent GmbH

Fixierung von Prothesen mit Mini-Implantaten

Wieder mit alter Sicherheit lachen, essen, küssen – das ist der Wunsch vieler, die einen herausnehmbaren Zahnersatz tragen. Trotz Haftcreme bleibt die Un­sicher­heit, dass die dritten Zähne in bestim­mten Situationen doch zu Pein­lichkeiten führen können - das muss nicht sein. Für festen Sitz sorgen kleine, schonend im­plan­tierbare Stifte, welche die vorhandene Voll- oder Teil­prothese mit dem Kiefer verbinden. Der Patient kann wieder kraftvoll zu­beißen und das Plus an Lebens­qualität genießen.

Mini-Implantate 3 Dr. Groß
Quelle: condent GmbH

Zahnersatzfixierung mit Köpfchen

Die so genannten Mini-Implantate verbinden die bestehende Prothese mit dem Kiefer und geben zuverlässigen Halt. Kleine Metallstifte mit kugel­för­mi­gen Köpfen sind im Kiefer ver­ankert. In die Prothese sind Druck­knöpfe als Fassung­en eingelassen. Mit einem einfachen „Klick“ kann der Träger die Prothese jederzeit einsetzen und ent­nehmen. Die schmalen Stifte brauchen nur sehr wenig Platz im Kiefer und lassen sich daher auch bei wenig Knochen einsetzen.