Heute werden nahezu ausschließlich Schraubenimplantate verwendet, welche mit ihrem Gewinde in den Kieferknochen eingeschraubt werden. Das Design der Implantate unterscheidet sich zum Beispiel darin, ob sie ein- oder zweiteilig sind oder in der Art des Gewindes.
Diese Schraubenimplantate gibt es in den unterschiedlichsten Designs, vielen Größen und aus den Materialien Titan, keramikbeschichtetem Titan und Keramik- bzw. Zirkondioxid.
Es gibt Implantate in Längen von 5-18 mm und Durchmessern von 1,8-6,5 mm. Bei Implantaten mit einer Länge von unter 8 mm spricht man von ultrakurzen Implantaten, unter 3 mm von sogenannten Mini-Implantaten.
Wenn es die Knochendicke erlaubt, ist es sinnvoll, möglichst groß dimensionierte und dadurch stabile Implantate zu verwenden. Doch mit zunehmendem Lebensalter und langem Warten nach dem Entfernen von Zähnen atrophiert (schrumpft) der Kieferknochen und die Voraussetzungen für eine einfache Implantation werden schlechter bzw. es ist ohne Knochenaufbaumaßnahmen nur möglich, kleinere Implantate zu setzen. Oftmals sind sogar Maßnahmen des operativen Knochenaufbaues Voraussetzung, um überhaupt implantieren zu können. Daher ist es sehr sinnvoll, sich schon vor dem Entfernen von Zähnen gemeinsam mit dem Zahnarzt Gedanken über die angestrebte Form des Zahnersatzes zu machen und ggf. Maßnahmen zu ergreifen, die die unumgängliche Atrophie des Kieferknochens nach der Zahnentfernung minimieren.
Im Bild zweiteilige Implantate ohne (links) und mit Aufbau (rechts), der aus dem Zahnfleisch herausschaut, auf dem der Zahnersatz befestigt wird.
Das mit Abstand meistverwendete Material ist Titan. Hierzu liegen Erfahrungen und Studien seit über 50 Jahren vor. Im Jahre 1965 wurden von Per-Ingvar Brånemark in Göteborg dem schwedischen Taxifahrer Gösta Larsson die ersten Titanimplantate eingesetzt, die er für den Rest seines Lebens behielt. Larsson wurde mit einem deformierten Kiefer geboren. Auf vier Titan-Implantaten, die ihm eingepflanzt wurden, konnte Zahnersatz aufgebaut werden, worauf er zum ersten Mal in seinem Leben normal essen und sprechen konnte. Seine Implantate waren bis zu seinem Tod über 40 Jahre problemlos in seinem Kiefer verblieben.
Titan ist biokompatibel und belastungsstabil. Frakturen von Titanimplantaten sind sehr selten. Echte Allergien gegen Titan gibt es fast keine, sehr seltene Unverträglichkeiten äußern sich in chronischen Entzündungen zirkulär um Implantate. Menschen mit vielen Allergien oder Unverträglichkeiten stehen zur vorherigen Abklärung verschiedene Labortests zur Verfügung, um die Verträglichkeit vor einer Implantation zu eruieren.
Im Bild sieht man Implantate aus Titan mit verschraubten Keramikkronen zum Ersatz dreier Seitenzähne.
Das erste Keramikimplantat wurde 1976 in Tübingen entwickelt. Sehr viele Frakturen und hohe Misserfolgsquoten aus verschiedenen Gründen waren hierbei zu verzeichnen. Seit etwa 15 Jahren erlebt das Keramikimplantat aufgrund der Herstellung aus Zirkondioxid ein Revival. Insbesondere im Frontzahnbereich bei dünner Schleimhaut hat dieses Material kosmetische Vorteile. Dem gegenüber stehen nach wie vor erhöhte Frakturraten und andere Komplikationen, die es bei Titan nicht gibt. Der oft vermutete Vorteil einer besseren biologischen Verträglichkeit von Zirkonoxid scheint sich nicht zu bestätigen.
Das „Beste aus zwei Welten“ scheint nach derzeitigem Stand ein keramikbeschichtetes Titanimplantat zu sein. Eine Cerid-Beschichtung im knöchernen Teil und eine Niob-Beschichtung auf dem Implantataufbau, der durch das Zahnfleisch reicht. Cerid und Niob sind Spezialkeramiken, die die höchste chemische Beständigkeit aller medizinisch verwendeten Materialien haben - eine Titankorrosion, wie sie im sauren Milieu entzündeter Gewebe auftreten kann, ist damit praktisch ausgeschlossen. Der Biokompatibilitätsindex der Zirkonoxid-Oberfläche beträgt 1, das heißt, die an der Oberfläche adsorbierten Proteine behalten 100 % ihrer biochemischen Beschaffenheit bei. Auch bei Patienten mit Titan-Hypersensibilität sind die Beschichtungen damit bedenkenlos anwendbar (Quelle PIP).
Da dieser Implantattyp erst 2020 auf den Markt gekommen ist, fehlen allerdings noch Ergebnisse von Langzeitstudien.
Mini-Implantate unterscheiden sich nicht nur im reduzierten Durchmesser der Implantate, sondern auch in dem in der Regel minimalinvasiven Einbringen dieser. Hierfür wird das Zahnfleisch nicht aufgeschnitten, und es sind nur sehr kleine Bohrungen notwendig. Die Behandlungsdauer beträgt für das Inserieren der Implantate nur wenige Minuten. Daher gibt es nach dem Einbringen von Mini-Implantaten in aller Regel auch nur minimale postoperative Beschwerden. Im Unterkiefer entfällt häufig die monatelange Wartezeit auf das Einheilen der Mini-Implantate. In der Regel ist hier eine Sofortversorgung möglich: Prothesen können in der gleichen Sitzung an den Implantaten fixiert werden.
Im Oberkiefer muss aufgrund des weicheren Knochens eine Einheilphase von 4-6 Monaten abgewartet werden, bis die Implantate fest genug sind, um Prothesen oder anderem Zahnersatz Halt zu bieten.
Wieder mit alter Sicherheit lachen, essen, küssen – das ist der Wunsch vieler, die einen herausnehmbaren Zahnersatz tragen. Trotz Haftcreme bleibt die Unsicherheit, dass die dritten Zähne in bestimmten Situationen doch zu Peinlichkeiten führen können - das muss nicht sein. Für festen Sitz sorgen kleine, schonend implantierbare Stifte, welche die vorhandene Voll- oder Teilprothese mit dem Kiefer verbinden. Der Patient kann wieder kraftvoll zubeißen und das Plus an Lebensqualität genießen.
Die so genannten Mini-Implantate verbinden die bestehende Prothese mit dem Kiefer und geben zuverlässigen Halt. Kleine Metallstifte mit kugelförmigen Köpfen sind im Kiefer verankert. In die Prothese sind Druckknöpfe als Fassungen eingelassen. Mit einem einfachen „Klick“ kann der Träger die Prothese jederzeit einsetzen und entnehmen. Die schmalen Stifte brauchen nur sehr wenig Platz im Kiefer und lassen sich daher auch bei wenig Knochen einsetzen.