Knochenaufbau

Knochenaufbau/Augmentation

Bei gering- und mittelgradigem Knochenverlust wird der fehlende Knochen mit körnchenförmigem eigenen Knochen und/oder Knochenersatzmaterialien ersetzt.

Damit diese Materialien eng an den ortsständigen Knochen angelagert werden und mit diesem gut verwachsen, werden Folien, sog. Membranen darübergelegt. In bestimmten Fällen werden diese noch mit kleinen Titannägeln fixiert. Hierbei ist die gleichzeitige Implantatinsertion häufig möglich.

Knochenaufbau - Implantation - Dr. Groß
1. Knochendefekt 2. Ersatzmaterial, unter Membran mit Titannägelchen fixiert 3. Verheilung und Knochenbildung - Quelle: MDZ

Je nach Größe des Defektes und verwendetem Knochenersatzmaterial benötigen Knochenaufbauten 3 – 9 Monate bis zur vollständigen Verknöcherung.

Bei sehr großen knöchernen Defekten wird die Verwendung von Knochen­blöcken nötig. Diese werden aus der Weis­heitszahn- oder Kinn­region entnommen und mit kleinen Schrauben am vorhan­denen Kiefer befestigt. Spalten zwischen orts­ständigem Knochen und dem auf­geschraubten Knochen­block werden mit kleinen Knochen­stückchen oder Knochen­ersatzmaterial aufgefüllt und auch hier in der Regel eine Membran darüber gelegt. Diese größeren Knochen­auf­bauten benötigen eine mindestens 6-monatige Einheilzeit, bevor die Implantate eingesetzt werden können.

Interner und externer Sinuslift/Sinusbodenelevation

Eine Spezialform des Knochenaufbaues stellt der Sinuslift oder die Sinus­boden­elevation dar. Im Oberkiefer stellen die Kieferhöhlen häufig eine für Implantate beschränkende anato­mische Struktur dar. Mit zunehmen­dem Lebensalter vergrößern sich die Kiefer­höhlen. Zeitgleich reduziert sich damit der Knochen im Bereich der oberen Seiten­zähne - für Implantate reicht die dann verbliebene Knochen­höhe oft nicht aus.

Je nach verbliebener Knochen­höhe kann durch die für das Setzen des Implantates notwendige Bohrung ein sog. interner Sinuslift vorgenommen werden.

Beim internen Sinuslift nach Summers wird durch Hochklopfen der unteren knöchernen Begrenzung der Kieferhöhle die Kieferhöhlen­schleimhaut angehoben und auf diese Weise Knochenhöhe gewonnen. Beim sog. internen Hydrolift wird durch Wasserdruck die Kiefer­höhlenschleim­haut angehoben. Die verschiedenen Verfahren des internen Sinusliftes stellen minimal­invasive und sichere Verfahren zur Gewinnung von Knochen­höhe im Seiten­zahngebiet des Oberkiefers dar, wenn eine Mindestknochenhöhe von 5 mm gegeben ist. Ein Implantat kann in aller Regel sofort inseriert werden.

Bei einer geringeren Knochenhöhe findet der sog. externe Sinuslift Anwendung.

Innerhalb des Mundes wird ein ovales Fenster in der äußeren, meist dünnen Wandung der Kiefer­höhle angelegt. Durch diese Öffnung wird die Kieferhöhlen­schleimhaut vorsichtig nach oben präpariert und der entstehende Hohl­raum mit eigenem Knochen und/oder partikuliertem Knochen­ersatz­material aufgefüllt. Ein Implantat kann nur dann in der gleichen Operation gesetzt werden, wenn die Restknochenhöhe mind. 3 mm beträgt und die Primär­stabilität des Implantates gewährleistet ist.

Knochenersatzmaterialien

Das vitalste und natürlichste Knochenaufbaumaterial stellt der eigene Knochen dar -  dieser regt die Knochen­neubildung am stärksten an. Doch eigener Knochen wird schnell resorbiert und steht nicht in un­beschränkter Menge zur Verfügung. Er ist daher nicht immer die beste Wahl. Eigener Knochen wird bevorzugt im Operations­gebiet des Implantates oder zum Beispiel aus der Region der Weis­heits­zähne gewonnen.

Als weiterer Knochenersatz stehen humaner Spender­knochen oder tierische, pflanzliche und synthetische Materialien zur Ver­fügung. Die Fülle dieser vers­chiedenen Optionen füllt viele Bücher.

Aufgrund wissenschaftlicher Evidenz finden insbesondere patienten­eigener Knochen und denaturierter langsam re­sorbierender hoch­gereinigter Rinder­knochen Anwendung, etwas seltener auch pflanzliche und synthetische Knochen­ersatzmaterialien.

Membranen

Um Knochenaufbauten zu stabilisieren und zu verhindern, dass Bindegewebe, das etwa dreimal schneller als Knochen wächst, in die Spalt­räume einwandert, in denen sich Knochen neu bilden soll, ist es häufig notwendig, Folien auf den Knochen­aufbau zu legen und so von den Weich­geweben zu separieren. Diese sog. Mem­branen bilden dabei Grenzen zwischen ver­schiedenen Geweben bzw. Materialien.

In der Zahnmedizin werden heute meistens resorbierbare (selbstauflösende) Membranen tierischen Ursprungs, seltener auch syn­thetischer Her­kunft verwendet. Nicht selbst­auflösende Membranen aus Teflon finden nur noch selten An­wendung. Befestigt werden all diese Mem­branen häufig mit kleinen Titan­nägeln am vorhandenen Kieferknochen.

In den letzten Jahren halten zunehmend Membranen aus patienteneigenen Proteinen und Lipiden Einzug. Langzeitergebnisse liegen hierzu leider noch nicht vor.

Weichgewebeaufbau

Das Weichgewebe um Zähne und Implantate ist nicht nur für das ästhetische Erscheinungs­bild wichtig. Bei der Implan­tat­therapie in der ästhe­tischen Zone ist ein 3 mm dickes Weich­gewebe wünschens­wert, um das Durch­scheinen eines Implantats bzw. des Implantat­aufbaues zu vermeiden. Nach einem Zahn­verlust kommt es durch die biologischen Um­bau­prozesse un­weigerlich zu einem Hart- und Weich­gewebe­verlust. Zur Erreichung eines möglichst natürlichen End­ergeb­nis­ses sollte dieser Volumen­verlust mit Hilfe chirurgischer Techniken während der Therapie rekonstruiert werden. Auch im Rahmen von Sofort­implantations­konzepten muss dem zu erwartenden Weich­gewebe­verlust, speziell im Bereich der Implantat­oberkante, mit einem Aufbau des Weich­gewebes entgegen­gewirkt werden.

Für den Aufbau von Weichgewebe um Implantate gelten patienteneigene Binde­gewebe­transplantate als Gold­standard. Der Nachteil dieser Trans­plantate liegt in der Not­wendig­keit, eine zweite Wunde im Gaumen für die Ent­nahme des Ge­we­bes zu schaffen. In den letzten Jahren wurden ver­schiedene Weich­gewebe-Ersatz­materialien tierischen Ursprungs entwickelt, die viel­versprechende Ergebnisse zeigen.