Bei gering- und mittelgradigem Knochenverlust wird der fehlende Knochen mit körnchenförmigem eigenen Knochen und/oder Knochenersatzmaterialien ersetzt.
Damit diese Materialien eng an den ortsständigen Knochen angelagert werden und mit diesem gut verwachsen, werden Folien, sog. Membranen darübergelegt. In bestimmten Fällen werden diese noch mit kleinen Titannägeln fixiert. Hierbei ist die gleichzeitige Implantatinsertion häufig möglich.
Je nach Größe des Defektes und verwendetem Knochenersatzmaterial benötigen Knochenaufbauten 3 – 9 Monate bis zur vollständigen Verknöcherung.
Bei sehr großen knöchernen Defekten wird die Verwendung von Knochenblöcken nötig. Diese werden aus der Weisheitszahn- oder Kinnregion entnommen und mit kleinen Schrauben am vorhandenen Kiefer befestigt. Spalten zwischen ortsständigem Knochen und dem aufgeschraubten Knochenblock werden mit kleinen Knochenstückchen oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt und auch hier in der Regel eine Membran darüber gelegt. Diese größeren Knochenaufbauten benötigen eine mindestens 6-monatige Einheilzeit, bevor die Implantate eingesetzt werden können.
Eine Spezialform des Knochenaufbaues stellt der Sinuslift oder die Sinusbodenelevation dar. Im Oberkiefer stellen die Kieferhöhlen häufig eine für Implantate beschränkende anatomische Struktur dar. Mit zunehmendem Lebensalter vergrößern sich die Kieferhöhlen. Zeitgleich reduziert sich damit der Knochen im Bereich der oberen Seitenzähne - für Implantate reicht die dann verbliebene Knochenhöhe oft nicht aus.
Je nach verbliebener Knochenhöhe kann durch die für das Setzen des Implantates notwendige Bohrung ein sog. interner Sinuslift vorgenommen werden.
Beim internen Sinuslift nach Summers wird durch Hochklopfen der unteren knöchernen Begrenzung der Kieferhöhle die Kieferhöhlenschleimhaut angehoben und auf diese Weise Knochenhöhe gewonnen. Beim sog. internen Hydrolift wird durch Wasserdruck die Kieferhöhlenschleimhaut angehoben. Die verschiedenen Verfahren des internen Sinusliftes stellen minimalinvasive und sichere Verfahren zur Gewinnung von Knochenhöhe im Seitenzahngebiet des Oberkiefers dar, wenn eine Mindestknochenhöhe von 5 mm gegeben ist. Ein Implantat kann in aller Regel sofort inseriert werden.
Bei einer geringeren Knochenhöhe findet der sog. externe Sinuslift Anwendung.
Innerhalb des Mundes wird ein ovales Fenster in der äußeren, meist dünnen Wandung der Kieferhöhle angelegt. Durch diese Öffnung wird die Kieferhöhlenschleimhaut vorsichtig nach oben präpariert und der entstehende Hohlraum mit eigenem Knochen und/oder partikuliertem Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Ein Implantat kann nur dann in der gleichen Operation gesetzt werden, wenn die Restknochenhöhe mind. 3 mm beträgt und die Primärstabilität des Implantates gewährleistet ist.
Das vitalste und natürlichste Knochenaufbaumaterial stellt der eigene Knochen dar - dieser regt die Knochenneubildung am stärksten an. Doch eigener Knochen wird schnell resorbiert und steht nicht in unbeschränkter Menge zur Verfügung. Er ist daher nicht immer die beste Wahl. Eigener Knochen wird bevorzugt im Operationsgebiet des Implantates oder zum Beispiel aus der Region der Weisheitszähne gewonnen.
Als weiterer Knochenersatz stehen humaner Spenderknochen oder tierische, pflanzliche und synthetische Materialien zur Verfügung. Die Fülle dieser verschiedenen Optionen füllt viele Bücher.
Aufgrund wissenschaftlicher Evidenz finden insbesondere patienteneigener Knochen und denaturierter langsam resorbierender hochgereinigter Rinderknochen Anwendung, etwas seltener auch pflanzliche und synthetische Knochenersatzmaterialien.
Um Knochenaufbauten zu stabilisieren und zu verhindern, dass Bindegewebe, das etwa dreimal schneller als Knochen wächst, in die Spalträume einwandert, in denen sich Knochen neu bilden soll, ist es häufig notwendig, Folien auf den Knochenaufbau zu legen und so von den Weichgeweben zu separieren. Diese sog. Membranen bilden dabei Grenzen zwischen verschiedenen Geweben bzw. Materialien.
In der Zahnmedizin werden heute meistens resorbierbare (selbstauflösende) Membranen tierischen Ursprungs, seltener auch synthetischer Herkunft verwendet. Nicht selbstauflösende Membranen aus Teflon finden nur noch selten Anwendung. Befestigt werden all diese Membranen häufig mit kleinen Titannägeln am vorhandenen Kieferknochen.
In den letzten Jahren halten zunehmend Membranen aus patienteneigenen Proteinen und Lipiden Einzug. Langzeitergebnisse liegen hierzu leider noch nicht vor.
Das Weichgewebe um Zähne und Implantate ist nicht nur für das ästhetische Erscheinungsbild wichtig. Bei der Implantattherapie in der ästhetischen Zone ist ein 3 mm dickes Weichgewebe wünschenswert, um das Durchscheinen eines Implantats bzw. des Implantataufbaues zu vermeiden. Nach einem Zahnverlust kommt es durch die biologischen Umbauprozesse unweigerlich zu einem Hart- und Weichgewebeverlust. Zur Erreichung eines möglichst natürlichen Endergebnisses sollte dieser Volumenverlust mit Hilfe chirurgischer Techniken während der Therapie rekonstruiert werden. Auch im Rahmen von Sofortimplantationskonzepten muss dem zu erwartenden Weichgewebeverlust, speziell im Bereich der Implantatoberkante, mit einem Aufbau des Weichgewebes entgegengewirkt werden.
Für den Aufbau von Weichgewebe um Implantate gelten patienteneigene Bindegewebetransplantate als Goldstandard. Der Nachteil dieser Transplantate liegt in der Notwendigkeit, eine zweite Wunde im Gaumen für die Entnahme des Gewebes zu schaffen. In den letzten Jahren wurden verschiedene Weichgewebe-Ersatzmaterialien tierischen Ursprungs entwickelt, die vielversprechende Ergebnisse zeigen.